Ein Haus drei Jahrhunderte ALT

„Maria Ronstorff, geborene Taeschemacherin“ steht in großer Schrift über dem Torbalken des Hauses Temme in Deisel. Die verwitwete Großunternehmerin im Garn- und Leinenhandel errichtete das Haus der Inschrift nach am 2. Juni 1713 als Nest für sich und ihre Kinder.

 Die Familie Ronstorff, ursprünglich aus Elberfeld, taucht zur Regierungszeit des Landgrafen Carl in Deisel auf und spielt über 50 Jahre hinweg eine bedeutende Rolle im Wirtschaftsleben des Dorfes. In dieser Zeit wurden in Deisel die größten und schönsten Bauernhäuser des Dorfes errichtet. Der Name Ronstorff findet sich 1678 erstmals in Deiseler Kirchenbüchern, 1681 erhält ein Konsortium der Familien Ronstorff und Teschenmacher vom Landgrafen das „Privileg des Garnkaufens und Bleichens“.

Nach dem frühen Tod ihres Mannes schultert Maria Ronstorff Unternehmen und Kindererziehung allein und baut auch das Haus allein, wie aus der Inschrift im Torbalken ersichtlich ist. Nur ein Jahr nach dem Bau entgeht es einem Brand, dem 39 Häuser in Deisel zum Opfer fielen. Am 17. Januar 1720 wurde die Erbauerin des Hauses in Deisel begraben.

Nach dem Auslaufen des Garnhandelsprivilegs verschwindet die Familie wieder aus Deisel, Gelände und Gebäude der Bleiche wurden offenbar renaturiert. Das Haus in der Dorfmitte wurde später von Philipp Temme, geboren am 10. November1851 erworben.

Seine letzte Bewohnerin war Maria Temme, die das Haus am 8. November 1979 der Stadt Trendelburg gegen ein Wohnrecht schenkte. Sie verstarb am 25. August 1982. Das Haus wurde als Außenstelle des Bürgermeisteramtes und als Wahllokal genutzt.

Im Rahmen des Dorferneuerungsprogrammes im Jahr 2000 wurden 360 000 Euro in das Haus investiert, es wurde damit zu einem Schmuckstück hergerichtet. Der Deiseler Heimatverein ist seit 2008 Mieter des Hauses und bietet hier die Durchführung von Veranstaltungen und Feierlichkeiten an.

Auszug aus:  Artikel der HNA vom 8.5.2013